Der Küchenalltag mit einem Kleinkind. Beim Lesen von Familienblogs und beim Tratsch mit anderen Jungeltern, stieß ich bald auf den Begriff Learning Tower oder auf Deutsch Lernturm. Kurz entschlossen recherchierte ich weiter und machte mich an die Planung von einem DIY Learning Tower mit Ikea Hocker. Nach einigen Wochen war das Ergebnis fertig und unser Sohn nahm den Learning Tower begeistert an. Aber lest selbst!
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Hier kommst du ganz schnell zur Schritt für Schrittanleitung meines DIY Lernturm.
Was ist ein Learning Tower und braucht man ihn?
Der Learning Tower kommt aus der Montessori-Pädagogik. Diese hat einen Leitsatz: „Hilf mir es selbst zu tun“. Der Lernturm ist so ein Hilfsmöbel, ein Küchenhelfer. Welche Mutter kennt es nicht, man bereitet gerade das Mittagessen zu und unsere kleinen Zwerge hängen am Bein und möchten unbedingt sehen, was „da oben“ geschieht. Auf die Arbeitsplatte setzen ist nicht ungefährlich, auf den Arm nehmen und nur mehr mit einem Arm kochen, auch nicht das Wahre. Der Lernturm bringt die kleinen Kinder selbstständig auf die Arbeitshöhe der Erwachsenen, wo sie zuschauen und mitarbeiten, Gemüse erkunden oder Obst ertasten können. Sie klettern eigenständig in den Lernturm hinein und auch wieder hinaus und entscheiden somit selbst, wann sie dabei sein möchten oder nicht.
Er basiert auf einen Hocker mit zusätzlichem Geländer, damit die Kleinen nicht beim kleinsten Fehlschritt runterfallen. Das Geländer ist einfach ein kleiner Schutz, denn Kindern fällt es manchmal schwer auf mehrere Dinge gleichzeitig zu achten. Der Mama beim Kochen zuschauen, Gemüse untersuchen und dann auch noch darauf achten, nicht runterzufallen ist manchmal schon ganz schön viel.
Ist ein Learning Tower notwendig?
Zwingend notwendig ist der Lernturm wohl nicht, aber praktisch. Hat man ein Kind, dass sich auch gut am Boden mit den Töpfen beschäftigt, während man am Kochen ist oder ein ruhiges, nicht zappelndes Kind, dann könnte ab einem bestimmten Alter auch ein einfacher Hocker reichen. Unser Kleiner hat jedoch immer wild am Bein gezerrt, bis ich ihn hochgenommen habe und er sehen konnte, was passiert. So dass es für uns ein Versuch Wert war. Gekauft sind die Learning Tower sehr teuer (150 Euro und aufwärts). Im Internet finden sich jedoch eine Vielzahl an Anleitungen für einen selbst gebauten Lernturm.
Der günstigste und einfachste besteht aus zwei Hockern von Ikea. Der Unterteil ist der Bekväm Hocker und der Aufbau ein umgedrehter Oddvar Hocker. Eine weitere Variante besteht unten aus Bekväm Hocker und dem Ivar Stuhl als Aufbau.
Ikea Learning Tower Hocker BEKVÄM & Hocker ODDVAR
Der Oddvar Hocker hat für mich den Nachteil, das der Einstieg zum Hineinklettern ziemlich eng ist und er durch den Überstand (die Sitz/Stehplatte ist tiefer als jene vom Bekväm Hocker) instabil wird. Also ein Vornüberkippen samt Kind ist hier nicht ausgeschlossen. Zudem besteht die Gefahr, bei noch kleinen Kindern, dass sie auf die Seite treten und abrutschen. Der Rundumschutz fängt nämlich erst etwas weiter oben an.
Ikea Learning Tower Hocker BEKVÄM & Stuhl IVAR
Der Ivar Stuhl als Geländer bedarf etwas mehr Arbeit beim Zusammenbau und die ein oder andere zusätzliche Holzleiste. Meine Kritikpunkte bei Oddvar werden hier gelöst. Der Einstieg ist durch den Stuhl wesentlich breiter. Ein Vornüberkippen ist hier auch nicht möglich, da die Stuhllehne als Stützbeine fungieren. Jedoch braucht er wesentlich mehr Platz. Die Querleisten gefallen mir nicht besonders, da wir einen kleinen Kraxelmaxl haben und ich mir so gut wie sicher war, dass er dann auf die Arbeitsfläche weiterklettern würde.
Beide überzeugten mich schlussendlich nicht. Der Bekväm Hocker als Grundlage mit einem eigens gezimmerten Aufbau ist die Idee.
Ikea Learning Tower Hocker BEKVÄM & Aufbau DIY
Auch hier gibt es bereits reichlich Anleitungen. Dabei nutzt man die ganze Breite des Hockers aus und fertigt einen Aufbau mit 4 Kanthölzern und mehreren Latten als Geländer. Doch diese Querlatten wollte ich eben nicht. Also mussten senkrechte Verbindungen her.
Nach eifrigem Überlegen und Recherchieren kam ich auf die vertikale Lösung in Form von Rundstäben. Damit ist ausreichend Schutz vorhanden, weder ein Durchrutschen noch ein Weiterklettern ist hier möglich. Und siehe da, vereinzelt habe ich diese Idee auch schon woanders gesehen. Etwa bei Sauerlandtower in Deutschland für einen mitunter akzeptablen Preis. Günstiger wird es natürlich in Eigenregie.
→ Hier geht es zur Anleitung für den selbst gebauten, kippsicheren Learning Tower aus dem Ikea Bekväm Hocker mit Rundstäben-Geländer, der ein Weiterklettern auf die Arbeitsfläche verhindert.
Learning Tower in der Praxis
Mein selbst gezimmerter Lernturm wurde sofort begeistert in Besitz genommen und ist täglich im Einsatz. Am liebsten rund um die Uhr, um ja alles inspizieren zu können. Reinklettern klappte alleine auf Anhieb, das Rausklettern nach zweimaliger Hilfe ebenso problemlos. Dennoch gilt, die Kinder mit dem Turm nicht alleine lassen! Ein rumhampeln oder spielen oder zu stark über die Brüstung lehnen, kann Kind samt Turm zum Fall bringen. Ist man jedoch dabei, ist die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes eher gering.
Für die Kinder ist es aufregend, voller Begeisterung wird Teig geknetet oder im Kochtopf gerührt, aber wie ist es für die Mama?
Der Turm erleichtert mir den Kochalltag mit meinem Kleinkind enorm. Natürlich muss ich nun noch genauer schauen, wo ich ein Messer ablege oder sonstiges, aber es klappt bei uns sehr gut. Ich muss auch sagen, unsere Küche ist gut aufgeräumt und es stehen nicht allzuviele Sachen herum.
Learning Tower kippsicher & stabil
Mittlerweile schiebt unser 1 ½ Jähriger den Stuhl in der Küche überall hin, wo er raufmöchte: zum Lichtschalter, zur Abwasch, zum Obstkorb, auch mitten in der Küche probierte er ihn schon aus. Dies war auch der Grund, weshalb ich wollte, dass der Hocker stabil und kippsicher steht. Und ich muss sagen, auch das macht unser selbstgebauter Lernturm gut. Uns gelang eine Standfläche die groß genug ist, aber trotzdem die nach außen stehenden Beinen nicht überragt. Mit einem gelungenen Geländer, das ein Rausrutschen an den Seiten verhindert, aber auch dem Weiterklettern auf die Küchenarbeitsfläche nicht per „Stiegenaufgang“ 😉 ermöglicht. Wir sind also rundum zufrieden und glücklich damit.
Bis Bald!
Christina